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Das COVID-Zertifikat und seine wissenschaftliche Grundlage

Die Autorin Kati Schepis ist eidg. dipl. Pharmazeutin ETH und arbeitet in der medizinischen Abteilung einer Pharmafirma.


Seit dem 13. September 2021 spaltet «es» die Gesellschaft weiter: während seine Einführung das Leben von Geimpften und Genesenen wenig tangiert, hat «es» das Leben von Ungeimpften doch deutlich komplizierter gemacht: «es», das ist das erweiterte COVID-Zertifikat. Bereits einige Tage vor Einführung der erweiterten Zertifikatspflicht titelte der Blick am 7.9.2021: «Weil die Spitäler am Anschlag sind, zieht der Bundesrat die Corona-Schraube nochmals an. Schon ab Montag sollen vielerorts nur noch Geimpfte, Genesene und Getestete reindürfen.»


Abb.1: Auslastung Spitalbetten Schweiz per 7.9.21
Abb.1: Auslastung Spitalbetten Schweiz per 7.9.21

Waren die Spitäler denn wirklich am Anschlag? Ein Blick auf die Seite des Bundes (www.covid19.admin.ch) zeigte, dass am 7. September 2021 insgesamt 78.7 Prozent der Spitalbetten ausgelastet waren, bei den Intensivbetten waren es 76.1 Prozent. Dies entspricht einer absolut regulären Auslastung (Abb. 1). Damit die Rentabilität gewährleistet ist, wird eine Auslastung von mindestens 75 Prozent als notwendig erachtet.


Das Argument der vollen Spitäler, offenbar die einzige Begründung für die Erweiterung der COVID-Zertifikatspflicht, scheint wenig überzeugend. Die Auslastung der Spitäler war übrigens auch nie höher als normal, weder ab Pandemiebeginn bis September 2021 noch an bestimmten Stichtagen, wie etwa am 17.12.2020, als das gleiche Argument als Rechtfertigung für den zweiten Lockdown benutzt wurde. Die schweizweite Auslastung der Spitalbetten betrug am 18.12.2020 gerade einmal 75.8 Prozent, die Auslastung der Intensivbetten 75.2 Prozent. [1] Was sind die wissenschaftlichen Grundlagen für das COVID-Zertifikat?


Geimpften wird mit dem COVID-Zertifikat überall Eintritt gewährt, ohne dass sie ein negatives Testresultat vorlegen müssen. Ungeimpfte dagegen müssen fortan belegen, dass sie nicht mit SARS-CoV-2 infiziert sind. Was ist die wissenschaftliche Erklärung hierfür? Eine kürzlich publizierte Studie der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC belegt, dass die Virenlast bei «Geimpften» und «Ungeimpften» absolut vergleichbar ist und dass aktuelle Varianten der SARS-CoV-2-Viren durch beide Gruppen in einem vergleichbaren Ausmass übertragen werden können. [2] Sollte basierend auf diesen Erkenntnissen nicht auch jeder Geimpfte belegen müssen, dass er nicht infektiös ist?


Genesenen wird aktuell empfohlen, sich innerhalb von drei Monaten nach erfolgter Infektion impfen zu lassen, da sie laut BAG mit einer Impfung besser vor einer Infektion geschützt seien. Tun sie dies nicht, verliert ihr Zertifikat seine Gültigkeit. Auf welche Daten beruft sich das BAG? Mittlerweile haben diverse Studien belegt, dass die Immunität von Genesenen breiter und stabiler ist als die von Geimpften. [3-5]


«Symptomlose Menschen», die vor «Coronazeiten» als «Gesunde» bezeichnet wurden, müssen neuerdings belegen, dass sie gesund sind. Das heisst, belegen müssen sie nur, dass sie basierend auf einem PCR-Test nicht mit SARS-CoV-2 infiziert sind. Eine Infektion mit allen anderen Viren oder Bakterien ist «zulässig» und wird als irrelevant erachtet. Begründet wird dies damit, dass die aktuell zirkulierenden Coronaviren «heimtückisch» auch in relevantem Ausmass von Symptomlosen übertragen werden können. Die These der asymptomatischen Übertragung von SARS-CoV-2 geht auf die «Patientin Null» zurück, eine Chinesin, die Anfang 2020 «ganz ohne Symptome» in Bayern eine Gruppe von Geschäftsleuten angesteckt haben soll. Bereits im April 2020 war bekannt, dass diese «Patientin Null» Schmerzmittel zur Symptomlinderung eingenommen hatte, womit die These der asymptomatischen Übertragung widerlegt war. Wieso wurde das in der Öffentlichkeit nie korrigiert? In einer gross angelegten Studie, an der fast zehn Millionen Einwohner Chinas teilnahmen, konnten keine Neuinfektionen bei Personen festgestellt werden, die mittels PCR-Test positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden waren, aber keine anderen Anzeichen einer Infektion aufwiesen. [6]


Die Erweiterung der Zertifikatspflicht wurde basierend auf wenig wissenschaftlichen Argumenten eingeführt, und auch die Grundlagen des Zertifikates selbst scheinen medizinisch und epidemiologisch fragwürdig. Und dies alles, nachdem der Schweizer Bevölkerung bereits seit 20 Monaten durch Regierung und Task Force in regelmässigen Abständen Schreckensszenarien präsentiert wurden, die bis heute nicht eingetroffen sind. Dass diese Prognosen nicht eingetroffen sind, ist dabei keinesfalls den Lockdowns geschuldet, denn deren fehlender Nutzen wurde mittlerweile in Studien belegt. [7] Die Einführung des COVID-Zertifikates scheint einem einzigen Zweck zu dienen: Ungeimpfte sollen immer mehr in die Enge getrieben werden.


Kati Schepis ist Mitglied im Ärztenetzwerk «Aletheia – Medizin und Wissenschaft für Verhältnismässigkeit» weitere Infos finden sie unter www.aletheia-scimed.ch


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